Gezwirnte Vortexgarne machen Berufsbekleidung strapazierfähiger und zugleich kostengünstiger
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Berufsbekleidung aus gezwirnten Vortexgarnen

Die Situation

Die Qualität der Materialien für Berufs- und Schutzbekleidung bietet nicht ausreichend Schutz, weist einen zu geringen Lebenszyklus und unzureichenden Tragekomfort aus.

Eine Marktuntersuchung aus dem Jahre 2003 zeigt, dass die Berufsbekleidung ein wichtiges Marktsegment ist, denn sie betrifft 55% (168 Millionen) der tätigen Personen in der europäischen Union. Den größten Anteil hat Corporate Fashion mit 65 % der Berufsbekleidung mit wachsender Bedeutung, da sich der Beschäftigungsmarkt in Europa in Richtung Dienstleistung verändert. Die Zahl der Anwender im Dienstleistungsbereich steigt an, während sich der Verbrauch an klassischer Arbeitskleidung verringert.

Das Projekt

Bei diesem Forschungsprojekt stand die Entwicklung kostengünstiger und strapazierfähiger Berufsbekleidung aus gezwirnten Vortexgarnen im Vordergrund. Dabei sollten die grundsätzlichen Zusammenhänge bei der Herstellung von Zwirnen aus Vortexgarn auf die relevanten Zwirneigenschaften untersucht werden.

Ein Ziel war die Erhöhung der Feinheitsfestigkeit dieser Zwirne sowie die Produktionssteigerung beim Zwirnprozess durch Einbringung relativ geringer Drehungen im Zwirn im Vergleich zu Ringgarnzwirnen. Durch Grundsatzversuche wurde das Verhalten von Vortexgarnen bei unterschiedlichen Drehungskoeffizienten und Drehrichtungen im Baumwollzwirn untersucht. Dabei wurden neue, unerwartete Erkenntnisse gewonnen. Die Haupterkenntnis der Grundsatzversuche war vor allem, dass ein in Garndrehrichtung hergestellter Zwirn schon bei einem geringen Drehungskoeffizienten eine sehr hohe Festigkeit erreicht.

Dadurch ist es möglich, die Produktivität des Zwirnprozesses wesentlich zu steigern. Die Ursache für die hohe Festigkeit der in Garndrehrichtung hergestellten Vortexzwirne bei geringer Drehung liegt in der Struktur der luftgesponnenen Garne. Da sich die Mantelfasern schon bei geringer Zwirndrehung enger um die parallel liegenden Kernfasern legen, werden diese fester zusammengedrückt und die Reibung zwischen den Kernfasern wird erhöht. In weiteren Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere Fasern und Fasermischungen übertragen werden können.

Im Anschluss an die Zwirnuntersuchungen wurden Gewebe aus verschiedenen Vortexzwirnen sowie aus Ringgarnzwirn, Rotorgarn und Vortexgarn hergestellt. Dazu wurde eine Polyester/ Baumwoll-Mischung verwendet, die bereits zur Herstellung von Berufsbekleidung eingesetzt wird.

Nutzen für den Mittelstand

Die Untersuchungen dieser Gewebe ergaben, dass die Stoffe aus den Zwirnen mit geringem Drehungskoeffizienten in allen Tests gleiche oder bessere Ergebnisse erzielt haben als bereits in der Berufsbekleidung eingesetzte Stoffe aus Rotorgarn. Daraus wird abgeleitet, dass es möglich ist Berufsbekleidung günstig herzustellen. Die hochproduktiv hergestellten Luftgarne können durch Zwirnen mit geringer Drehung zu Produkten mit hohen Qualitätsansprüchen produziert werden.

Ansprechpartner

Uwe Heitmann
uwe.heitmann@ditf.de
+49 711 9340 326

Fördergeber

Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Programms zur Förderung der "Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" 17381 N.